Der Winter kommt und er wärmt das Gemüt
Großer Châteauneuf du Pape ist selten geworden, seit man auch hier die Weine merkantil auf global verständliche, weiche, runde, süßliche Klischees trimmt. Traditioneller Châteauneuf du Pape wurde so zur vom Aussterben bedrohten Art. Laurent Charvin verarbeitet seine Trauben, wie Château Rayas, als »Wholebunch«, also mit dem Stielgerüst, nicht abgebeert, zu einem Wein, der stilistisch einer der letzten großen »traditionellen« seiner Art ist. Trotzdem (oder gerade deswegen?) ist er einer der höchstbewerteten der berühmten Region an der südlichen Rhône. Ein grandioser Winterwein. In der Farbe weniger intensiv als moderne Weine, im opulenten Bukett umwerfend ätherisch nach sommerlichen Wildkräutern der Provence duftend, nach frischem Tabak, Leder, edlen Hölzern. Eine Wohltat, die bei 15 Vol.% Alkohol, die die Rebsorte Grenache, die hier vorwiegend enthalten ist, in großen Jahrgängen nun mal auf die Waage bringt, nicht schwer wirkt. Massiv schon, dicht gepackt und mundfüllend samtig auch, aber nicht kopflastig oder gar plump. Kuschelt ein, macht gemütlich, freut sich über Winterküche und wärmt das Gemüt.
2020 Châteauneuf du Pape »Charvin« 47,00 €
Der Herbst ruft, wir liefern
Wer gerne großen, mundfüllend weichen Chardonnay trinkt, der im kleinen Holzfaß auf die Welt kam, der ist bei diesem exemplarisch herbstlich gestimmten Weißwein von der nördlichen Rhône genau richtig. Winzerin Laure Colombo baut Roussanne und Marsanne, die beiden weißen Rebsorten der nördlichen Rhône, gekonnt im kleinen Holzfaß aus und so liefert ihr saftig opulenter Wohlfühlweißwein genau das, was man an den grauen Tagen und kalten Nächten des Jahres gerne im Glas hat: Rauchig würzigen Duft, gelbe reife, weiche Substanz im Mund, füllig und doch frisch, ein wenig salzig in der vulkanischen Mineralität seiner granitischen Böden, und das in einem sanften, samtigen, fast ein wenig sahnig wirkendem Mundgefühl, das einfach nur gut tut. Herbstlicher kann Weißwein kaum sein. Unbedingt dekantieren!
2022 Saint Peray, Domaine de Lorient, Laure Colombo 31,90 €
K&U-MitarbeiterInnen empfehlen ...
... drei besondere Weine. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nah dran am Geschehen. Sie sprechen die Sprachen der Länder, aus denen wir importieren, und sind regelmäßig vor Ort. Sie kennen unsere Weine meist lange, bevor sie auf den Markt kommen. Dabei haben sie die besondere K&U-Perspektive im Blick, denn wir verweigern uns anonymen Punkten und obskuren Bewertungen, suchen selbst vor Ort, was wir abseits des glatten Mainstreams entsprechend unserer langen Erfahrung und Kompetenz für besonders interessant, gut und wertig halten. Für diese oft wenig bekannten Weine müssen wir dann den Weg erst bereiten. Begleiten Sie uns doch auf unserer Reise ins Abenteuer Wein! Wir stellen hier jeden Monat drei exemplarische K&U-Weine vor, an denen wir uns und unsere Qualitätskriterien gerne messen lassen:
2022 Kekfrankos Egri (Blaufränkisch), Gergö Filep, Tokaj/Eger 18,00 €
Philip Ezel: Seit meiner ersten Reise durch die Weinbauregionen Osteuropas lassen mich deren Weine nicht mehr los. Sie haben einen ganz eigenen, »fremden« Reiz, der kühl wirkt und doch wohltuende Wärme ausstrahlt. Das liegt auch an ihren Winzerinnen und Winzern, die so herzlich, so bescheiden, so angenehm leise auftreten, dabei aber irre kompetent agieren in ihrer natürlich untechnischen Weinbereitung. Ihre Weine leben, sie sprechen zu mir, berühren mich, schwer zu beschreiben.
Besonders beeindruckt hat mich dort der junge Gergö Filep in Tokaj. Ein winziger Betrieb. Aber was für Weine, was für Wissen! Sein Blaufränkisch kommt aus Eger, der großen alten Rotweinregion Ungarns. Identität, Eigenart, Kraft, gepaart mit kühler Eleganz. Anders als das, was ich bisher als Blaufränkisch kannte. Die Weihnachtsgans freut sich schon darauf.
2022 Côte du Roussillon »Roboul«, Danjou-Banessy, Roussillon 22,50 €
Dunja Ulbricht: Ein Rotwein aus dem Roussillon, der in den Pariser Naturwein-Bars eine feste Größe ist. Unter den französischen Fachjournalisten gilt die kleine Domaine Danjou-Banessy als Geheimtipp. Im englischen Decanter war Danjou-Banessy gar »Aufsteiger des Jahres«. Viel Lob für einen Betrieb, den wir seit vielen Jahren im Programm haben. Seine Weißweine gehören zum besten, was Frankreich zu bieten hat. Sie spielen in einer Liga mit den Großen Burgunds und sind meist schnell ausverkauft. Die Rotweine sind durch die Trockenheit im Roussillon etwas feiner, leichter und duftiger geworden.
Roboul ist der Einstieg in die Weine von Sebastien und Benoit Danjou. Mourvèdre, Grenache und Syrah von luftigen Geröllboden. Traum-Gerbstoffe, seidige Substanz, herbstlich-winterliche Stimmung im Glas. Ein die Seele streichelnder Rotwein in wilden Zeiten.
2020 «Rofe« Lanzarote blanco, Puro Rofe, Lanzarote 29,00€
Martin Kössler: Der Vulkanismus auf den kanarischen Inseln, allen voran auf Lanzarote, hat den Weinbau dazu gezwungen, sich auf die dort doch sehr speziellen Bedingungen anzupassen Ein Musterbeispiel für mögliche Antworten des Weinbaus auf die Herausforderungen der Klimakrise. Vermutlich bleibt nur der Systemneustart! Lanzarote beweist, daß es Mittel und Wege gibt ...
... mit einem Weißwein, der mich mit jedem Schluck aufs Neue elektrisiert, begeistert, fasziniert. Kaum organische Masse, dafür der jüngste Boden im Weinbau der Welt. Pure Vulkanasche, eine Menge mineralischer Nährstoffe. Verblüffend weiche Substanz im Mund, dann macht sich eine salzig rauchige Säureader auf den Weg an den Gaumen. Rasant frisch. Sauer, ohne sauer zu sein. Irres Erlebnis, einmalig, unverwechselbar vulkanisch, begeisternd eigenartig.
Neu im Programm
Aus dem Latium: Carlo Noro
Carlo Noro hat die Biodynamik in Italien geprägt wie kein anderer. Hunderte Bauern und Winzer haben seine Kurse besucht, suchen Rat bei ihm und verwenden seine biodynamischen Präparate.
Seine Söhne Valerio und Simone produzieren wegweisende Rotweine aus einer der nobelsten roten Rebsorten Italiens, die es längst verdient hätte, als eine der großen des Landes gehandelt zu werden: Cesanese. Und ihre weiße Passerina strotzt vor Originalität und beweist, daß es in Italien mehr gibt als nur das Übliche.
Mehr Wert, statt billig
In Deutschland, dem billigst trinkenden Weinmarkt der Welt, wird Wein vor allem nach dem Preis gekauft. Billig muß er sein, der Deutschen Wein im Glas. Deshalb wimmelt es auf den Homepages der Anbieter nur so von Aktionen, Rabatten und Nachlässen. Diese typisch deutsche Schnäppchenjagd, Geiz scheint noch immer geil zu sein, hat dazu geführt, daß kaum noch jemand nach dem Wert hinter dem Schnäppchen-Kauf fragt. Anbaumethode? Wurscht, Hauptsache billig. Gut? Keine Ahnung, mir schmeckt er. Wo kommt er denn her? Egal, Hauptsache er tut nicht weh. Selbstreflexion über den eigenen Geschmack? Ansprüche? Wissen? Fehlanzeige. Preis statt Wert. Banale Klischees statt handwerkliche Eigenart. Alkoholhaltige Wirkungsgetränke statt Jahrtausende alte Kultur. So trinkt ein jeder, was er versteht ...
... und billigst produzierter »Wein« wurde zum höchst ertragreichen Geschäft für anonyme Großkellereien und Diskounter. Neurobiologisch raffiniert abgestimmt, werden da minderwertigste Grundweine mittels eigens geschaffener Wissenschaft, der Önologie, und viel Chemie und Physik den rudimentären Erwartungen einer Kundschaft »angepaßt«, deren Griff ins SB-Regal darüber entscheidet, was dort dann morgen stehen wird. Na, denn mal Prost ...
Wir handeln mit echtem, handgemachtem Wein. Der muß seinen Preis exemplarisch wert sein, sonst führen wir ihn nicht. Er muß aus zertifiziert regenerativem Anbau stammen, (bis auf ganz wenige Ausnahmen) spontan vergoren und ohne die Zusatzstoffe der Önologie realisiert sein. Unsere Weine stammen aus überschaubar dimensionierten Familienbetrieben, sind oft auch Naturweine und stehen für traditionelles Winzerhandwerk im Sinne des Wortes. Fachhandel eben. Mehr Wert, statt nur billig.
Wein wissen
Wer mehr über Wein weiß, wird mehr in ihm schmecken. Das hat nichts mit elitärer »Kennerschaft« zu tun, sondern mit Interesse am Geschmack und der Fähigkeit und dem Willen, den eigenen Sinnen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dabei hilft ein wenig mehr Wissen über die Herstellung von Wein. Deshalb lebt unsere Homepage von Texten, die statt nichtssagender Etiketten, banaler Punkte-Bewertungen und austauschbarer KI-Texte Antwort geben möchten auf die wichtigste Frage im Wein: Warum schmeckt er so, wie er schmeckt? Inhalt statt Phrasen. Fakten statt Meinung. Information statt Illusion. Wert statt nur Preis. Wesentliches über Wein im Unterschied zwischen dem, was wir in ihm suchen, und dem was er ist:
• 2024 war ein schwieriger Jahrgang. Alles, was anders über ihn verlautbart wird, ist Schönfärberei. Ein Problem des Jahrgangs wird, unter anderen, der drohende »untypische Alterungston« sein, in der Fachsprache UTA genannt. Er beschäftigt die Winzer seit vielen Jahren, weil er durch zu hohe Erträge, falsches Laubwandmanagement und schlechte Nährstoffversorgung durch verdichtete oder zu trockene Böden entsteht, denen es an Wasserspeichervermögen fehlt. Solche Weine riechen nach nasser Wäsche, die zu lange in der Waschmaschine oder in der Sporttasche lag, wie vergammeltes nasses Papier. Man versucht diesem Phänomen in der Weinbereitung vorzubeugen, in dem man Ascorbinsäure zugibt, heute absolut üblich. Doch das verlangsamt den Prozess der vorzeitigen Alterung nur, verlegt ihn in Ihren Keller. Sollte man also schon mal gehört haben ....
• Wein enthält Alkohol. Eine Binsenweisheit. Im Zuge der neuen Enthaltsamkeit und der Selbstoptimierung gilt der Genuss von Alkohol neuerdings als tödlich. Vieles an der sich weltweit formierenden Anti-Alkoholbewegung ist berechtigt. Die üblichen Trinkrituale und die selbstverständliche Präsenz von Alkohol im Alltag finden auch wir bedenklich. Wein aber ist ein Jahrtausendealtes Kulturgetränk, kein banales alkoholhaltiges Wirkungsgetränk, mit dem man sich die Birne zudröhnt. So hat das Phänomen seiner Gärung uns Menschen über Jahrhunderte beschäftigt und bedeutende Erkenntnisse hervorgebracht, die es ohne ihre Erforschung nicht geben würde. Insofern gebührt dem Alkohol im Wein eine kulturelle Ausnahmestellung, der wir in unserer Geschichte der alkoholischen Gärung nachspüren.
• Veganer Wein. Wissen Sie, was sich hinter der veganen Zertifizierung verbirgt? Wir fressen nicht alles, was man uns vorsetzt, und formulieren unsere Sicht der Dinge hier.
• Wein, ein elitäres Getränk? Von wegen! Er kann mehr Zusatzstoffe enthalten als Cola oder Bier. Undeklariert wohlgemerkt! Erkunden Sie hier den aktuellen Katalog eines Lieferanten für Kellerwirtschaft, mit dessen geschmacksverändernden Zusatzstoffen Wein legal zu dem gemacht werden kann, was man (angeblich) von ihm erwartet.
Stilbild N°1: Einer der großen Chardonnays Kaliforniens. Jim Clendenens legendäre 33rd Vintage Celebration aus dem berühmten »Sanford & Benedict Vineyard« im kühlen Santa Ynez Valley nördlich von Santa Barbara. Da muß sich selbst großes Burgund mächtig anstrengen. Jims höchstdekorierter Chardonnay, dabei der einzige in seinem Portfolio, den er per Battonage produziert. Sie zeigt sich hier in hinreißend buttriger, fast sahnig cremiger Weltklasse-Substanz im Mundgefühl, strahlend frisch, aber auch mundfüllend opulent. Das brachte dem Wein hohe Bewertungen und macht ihn zum Musterbeispiel dieser speziellen Stilistik. Der Inbegriff großen Chardonnays. Perfektes Handling des Holzeinsatzes (Jims Spezialität), sensationelles Mundgefühl und glücklich machende Aromatik. Nicht eiskalt servieren, am besten 2-3 h vor Genuß dekantieren. Geniessen.
2018 Chardonnay »Sanford & Benedict« 33rd, Au Bon Climat 60,00 €
Stilbild N°2: Kult-Chardonnay aus den Côtes d´Auxerre im Hinterland Burgunds. Chablis ist um die Ecke. Die kaum bekannte Herkunft macht diesen Geheimtip so sensationell preiswert. Karge Muschelkalkböden, biodynamische Bewirtschaftung, brillantes Winemaking ohne Eingriffe, ungeschönt, unfiltriert, wenig Schwefel. Ohne Battonage in neuen und gebrauchten Barriques spontan vergoren und lange auf der Hefe ausgebaut. Stilistisch superpräzise: Seidige Konsistenz, langer Nachklang, raffiniert schlank, kühl und mineralisch präzise im Mundgefühl, der Holzfass-Einfluss perfekt eingebunden. Ein Meisterwerk, dessen noble Finesse und druckvolle Potenz spontan an Puligny denken lassen. Bitte dekantieren. So hochwertig wie Au Bon Climat, aber entgegengesetzt in Stil und Charakter. Jean-Hugues Goisot agiert lieber im Hintergrund. Ein Leiser unter Burgunds großen Winzern.
2021 Chardonnay »Geules de Loup«, Domaine Goisot 27,50 €
»WEIN RADIKAL ANDERS«
Kultur- und traditionelle Naturweine aus radikal anderem Handels-Konzept. Eingekauft und kommuniziert in kompetent kritischer Sicht auf Viefalt, Rebe, Boden, Gärung, Mensch und Wein
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Die Rubrik ist so aktuell, daß manchmal noch Flasche und Beschreibung fehlen. Wir reichen sie umgehend nach, denn wir schreiben sie persönlich, weil unsere Weinbeschreibungen Ihnen geschmacklich nachvollziehbare und sprachlich verständliche Orientierung bieten möchten - ohne die vielen Adjektive und Superlative, für die unsere Branche so berühmt wie berüchtigt ist.